Dienstag, 8. September 2009

Mehr als Käse und Holzschuhe

Sooo, auf Anfrage einer allseits bekannten blonden Dame aus Illinois hier mal wieder eine kleine Geschichte aus Tilburg. Wem sie gefällt, der kann auch mal auf http://juliafrehse.spaces.live.com/ gehen und dort weiterlesen.

Ja ja, andere Länder andere Sitten. Das merkt man hier zum Beispiel beim Bier trinken und beim Shoppen gehen. Bestellt man in Tilburg ein Bier, bekommt man sagenhafte 0,2 l Bier in einem winzigen Glas. Ich glaube in Deutschland gibt es so kleine Biergläser gar nicht. Aber wie ich ja schon früh gelernt habe, ist das natürlich nicht "falsch" sondern einfach nur "anders". Man kann hier natürlich auch gleich ein großes Bier bestellen. Das hat dann 0,25 l...
Auch an die Öffnungszeiten der Läden muss ich mich wohl erst gewöhnen. Also dass sonntags alles zu ist, damit kann ich ja noch leben, zumal einmal im Monat offener Sonntag ist. Dass die Läden am Samstag schon um 17 Uhr schließen, ist zwar schmerzhaft, aber noch zu verkraften. In der Woche machen die Läden zwar erst um 18 Uhr zu, wir wurden aber schon mehrfach bereits eine Viertelstunde vorher regelrecht aus dem Laden geschmissen, weil sie schließen wollten. Am schlimmsten finde ich jedoch, dass ich schon zweimal am Montagmorgen vor verschlossenen Ladentüren gestanden habe. Die Läden machen nämlich montags alle erst um 13 Uhr auf!
Fazit: Langsamer trinken und schneller shoppen!

Nachdem ich mich hier bereits ausgiebig über Getränkegrößen und Öffungszeiten beschwert habe, ist es an der Zeit mal die vielen Vorzüge unseres Nachbarlandes hervorzuheben. Also dass hier jeder Fahrrad fährt, ist ja allgemeinhin bekannt und dass das Land auch die dazu passende platte Begebenheit hat, macht die Sache natürlich noch angenehmer. Die Niederländer sind außerdem nicht nur umwelt-freundlich sondern auch einfach so freundlich. Bisher habe ich hier auch noch niemanden getroffen, der kein English spricht, was sicher auch daran liegt, dass Filme in Kino und Fernsehen nur untertitelt und nicht synchronisiert werden (Warum wird das bei uns eigentlich nicht so gemacht? Nur weil wir etwa fünf mal so viele Einwohner haben, muss man doch nicht gleich alles teuer synchronisieren und damit unser Englisch verschlechtern, oder?).
Neben dem leckeren Käse gibt es hier im Supermarkt außerdem für die Kochfaulen schon vorgeschnittene und vorgewürzte Bratkartoffeln und andere Leckereien aus Kartoffeln. Außerdem gibt es so lustige Erfindungen wie Vla-Flip (Pudding und Joghurt) oder Kwark Joghurt (Quark und Joghurt), natürlich in den üblichen 1-Liter-Tetra-Paks. Medikamente kann man hier auch im Supermarkt kaufen und das zu einem Preis, von dem man in Deutschland nur träumen kann. Da mich die Einführungswoche gesundheitstechnisch leider etwas aus der Bahn geworfen hat, habe ich auch schon mal eine Apotheke besucht. Nachdem ich dort eine Nummer für die Schlange für rezeptfreie Medikamente gezogen hatte, habe ich das wohl günstigste Medikament meines Lebens gekauft: Ein Hustenlöser für 3,60€. Ok, Milch mit Honig wäre noch billiger...
Am Sonntag waren wir im Nachbarort Breda und haben dort den offenen Shopping-Sonntag ausgekostet. Das kleine Städtchen mit den niedlichen Fußgängerzonen, Cafés und Restaurants hat uns allen sehr gut gefallen. Die Stadt war allerdings nicht nur wegen den offenen Läden so voll, es stand auch ein außergewöhnliches Event auf dem Kalender: der Tag der Rothaarigen!

P.S.: Woran erkennt man einen Deutschen in den Niederlanden:
...in der Vorlesung? Er ist der einzige, der Beifall klopft, wenn der Prof die Vorlesung beendet. Ja ja, das ist zwar sein Job, aber ein bisschen mehr Respekt bitte!
...an der Supermarktkasse? Er wartet vergebens darauf, dass ihm die Kassiererin bei einem Preis von 9,99€ den einen Cent heraus gibt. 1- und 2-Cent-Münzen wurden hier jedoch längst abgeschafft!
...beim Essen? Er belegt sich sein Brot und isst es indem er es vorsichtig und elegant von unten festhält, ohne den Belag zu berühren. Alle anderen Nationen machen daraus eine praktische "Klappstulle" und halten sie von oben und unten fest!
...beim Müllwegbringen? Er steht verzweifelt vor den zwei einzigen Containern "Papier" und "Müll" und fragt sich, wie er seine sechs fein säuberlich getrennten Mülltüten darin unterbringen soll!
...beim Verlassen des Supermarktes? Gar nicht, denn auch die Niederländer sind zu geizig, sich Plastiktüten zu kaufen und bringen daher ihre eigenen von Zuhause mit!

Groetjes,
Julia

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